“Mein” Archiv – ein Ehrenamtler berichtet

Seit April 2007 bin ich ehrenamtlich für den Geschichtsverein Bedburg-Hau im Untergeschoss des Rathauses tätig (im Sommer schön kühl und im Winter gut beheizt). Zu meinen Aufgaben gehören u.a. die Erfassung von Daten in Datenbanken. In den letzten Monaten habe ich mich stärker mit den Altakten der ehemaligen Bürgermeisterei Till, die 1969 in die Gemeinde Bedburg-Hau aufging, beschäftigt. Die Akten – zunächst nur diejenigen vor 1945 – wurden archivmäßig verzeichnet, damit erst einmal eine grobe Kenntnis des Inhalts vorliegt. Gleichwohl war schon ersichtlich, dass eine tiefere Erschließung der Verwaltungsakten neue interessante Themen aus unserer näheren Vergangenheit bereithalten würde.

Zur intensiveren Auswertung und Veröffentlichung eignen sich vor allem die rund 260 Akten in über 90 Kartons in denen „Menschen“ vorkommen. Alle anderen Unterlagen betreffen Statistiken, Aufstellungen, Abrechnungen, Steuern etc.

 

Die Akten geben überwiegend einen kleinen Einblick in die Jahre 1905 bis 1934. Für die Interimszeit 1935 bis 1945 liegen keine Akten vor. Diejenigen Akten, in die wir Einsicht nehmen können, sind nicht komplett, nicht erschöpfend und kaum homogen  und zeigen deshalb nur Ausschnitte der damaligen Zeit. Trotzdem ist es sehr spannend sie zu lesen, denn sie betreffen eine Zeit, in der es am Niederrhein zwar eine Bahnlinie gab (Düsseldorf-Kleve), dafür aber keinen öffentlichen Nahverkehr. Elektrischer Strom war zu Beginn der Aufzeichnungen nicht zu erhalten, da keine Leitungen verlegt waren und auch den Straßenverkehr gab es nicht, da im gesamten Gebiet der Bürgermeisterei Till nur zwei Autos angemeldet waren (Schloss Moyland).

Als ein großes Problem bei der Erschließung der Akten stellte sich heraus, dass zu dieser Zeit Dokumente und Urkunden, Vereinbarungen und Verträge überwiegend handschriftlich abgefasst wurden – und das in einer Schrift, die heute kaum noch jemand lesen kann. Zusätzlich werden oft auch veraltete Wörter und Begriffe genutzt. Zudem hatten die Verfasser noch individuelle Schreib-Eigenheiten, die das Lesen der Schriftstücke deutlich erschweren, wie es die beigefügten Muster erkennen lassen. Vorab das Sütterlin-Alphabet (mit entsprechenden lateinischen Buchstaben).

Anhand dieser Beispiele können Sie sich vorstellen, dass nicht immer jedes Wort gelesen und übertragen werden kann und Sie daher manchmal Lücken sehen werden oder die Zeichen (…) im übertragenen Text auftauchen. Auch können Lesefehler bei der Abschrift nicht ausgeschlossen werden.Ganz selten finden sich in den Anfangsjahren Schriftstücke, die auf einer Schreibmaschine abgefasst wurden, und diese stammen dann i. d. R. nur von übergeordneten Verwaltungen. Bei den hier im Rathaus vorhandenen Unterlagen haben wir es ganz überwiegend mit  Verwaltungsakten des Bürgermeisteramtes Till zu tun. Die Beteiligten, die immer wieder genannt werden, sind in der Hierarchie von oben nach unten folgende:

  1. Der Oberpräsident der Rheinprovinz zu KoblenzDie Rheinprovinz war seit 1822 eine der Provinzen Preußens. Sie unterteilte sich in fünf Regierungsbezirke und bestand bis zu ihrer Auflösung nach dem Zweiten Weltkrieg.
  2. Der Regierungspräsident zu Düsseldorf Einer dieser Bezirke war der Regierungsbezirk Düsseldorf mit seinem Leiter,  dem Regierungspräsidenten zu Düsseldorf. Ihm unterstanden die Landräte der  24 Land- und 21 Stadtkreise.
  3. Der Landrat zu Kleve, gleichzeitig Vorsitzender des Kreisausschusses Landrat  und Geheimer Regierungsrat Peter Eich  Peter Eich wurde am 4.9.1837 geboren und ist am 14.3.1919 verstorben. Er war  vom 5.11.1876 bis zu seinem Tode Landrat des Kreises Kleve. Er war Ehren- bürger der Stadt Kleve und unsere Gemeinde hat ihm eine Straße gewidmet.  Peter Eich leitete die übergeordnete Verwaltungsbehörde, die auch für das Bür- germeisteramt Till zuständig war. Sein Nachfolger war Hermann Eich bis 1937.
  4. Der Bürgermeister zu Moyland (nach Umzug ab 1907 Bürgermeister zu  Hasselt), Bürgermeister Paul Oedenkoven

Seit 1839 befand sich die Amtsverwaltung  im Haus Loo. 1907 bezog sie ihr neues Gebäude an der Provinzialstraße (heutige Kalkarer Straße) in Hasselt.

Falls Sie zu Themen, die der Geschichtsverein in Zukunft auf seiner Website veröffentlicht, Fragen haben oder sogar neue Themen, die Sie interessieren, vorschlagen möchten, haben wir immer ein offenes Ohr für Sie. Schreiben Sie uns unter: info@gv-bedburg-hau.de und bedenken Sie bitte, dass wir  diese Arbeit nur ehrenamtlich verrichten und daher manchmal etwas mehr Zeit für eine Antwort benötigen.

Da es bei der ehrenamtlichen Arbeit beim Geschichtsverein zeitliche Vorgaben nicht gibt und die Tätigkeit im Rathaus oder auch privat zuhause ausgeübt werden kann, kommen Sie jetzt vielleicht – wie auch schon zwölf andere Mitstreiter des Geschichtsvereins vor Ihnen - auf die Idee: Eine ehrenamtliche Unterstützung des Geschichtsvereins? Das wäre doch auch noch was für mich!

In diesem Falle sollten Sie sich an den Vorsitzenden, Herrn Pies oder an den Geschäftsführer, Herrn Stinner, der auch der Archivar der Gemeinde Bedburg-Hau ist, wenden. Unterstützung ist z.B. auch zum Ausbau unseres Internetauftritts und der späteren Betreuung der Website gerne willkommen. Gerne können Sie natürlich auch eigene Ideen einbringen. Bei der ehrenamtlichen Beschäftigung steht Ihnen Herr Stinner – oder ein anderer ehrenamtlicher Mitarbeiter – gern mit Rat und Tat zur Seite. Ich würde mich freuen, Sie recht bald in unserer Runde begrüßen zu können.

Beitrag: Peter Thomas

Im Arbeitsraum des Gemeindearchivs:

Peter Thomas,
Norbert Pies (Vorsitzender des Geschichtsvereins),
Johannes Stinner (Gemeindearchivar)